Mittwoch, 29. Februar 2012

imagination ist alles


Er geht an diesem Morgen aus dem Haus und blickt auf die dicht befahrene Straße: quietschende Reifen auf dem Asphalt, krachende Mülltonnen, deren Inhalt von orangenfarben Wagen laut schmatzend verschluckt wird. Bahnen halten kreischend auf den Schienen und graue Gesichter mit dunkel geränderten Augen steigen ein. Werden aufgenommen in den Alltagskreislauf und erst spät abends wieder ausgespuckt. In ihren Wohnzimmern geben sich die ausgeschöpften Seelen dann der betäubenden Beschallung und den bunten, doch bedeutungslosen Bildern des Fernsehers hin.

Er ist eine von ihnen und deshalb soeben im Begriff, sich ebenfalls in die triste Arterie des Alltags einspeisen zu lassen. Da öffnet sich vor ihm ein Loch. Es ist nicht schwarz und auch nicht weiß, sondern von einer ganz und gar undefinierbaren Farbgebung gefüllt. Sie zieht an und macht doch Angst. Denn er weiß nicht, was passiert, wenn er einen Schritt vorwärts und damit mitten ins unbekannte Abwärts tut. Zögernd schaut er sich im Jetzt um und bemerkt, wie Reifen, Mülllaster und leere Gesichter auf ihn zukommen. Er ist umzingelt von allen Seiten. Sie wollen ihn an sich krallen, überrollen und verschlucken. Sie möchten nicht, dass er springt – also springt er.

Er fällt, und doch landet er nicht, schlägt nirgends auf. Stattdessen scheint er zu schweben. Der endliche Boden unter seinen Füßen ist einer infiniten Masse gewichen. Diese Welt ist unendlich – und keiner von da oben folgt ihm. Sie starren ihm noch hinterher – verwirrt,  verzweifelt, verärgert. Verschwommen kann er ihre Fratzen sehen, die nicht verstehen. Er ist jetzt allein in diesem Kosmos von Farben und Formen, der niemals still zu stehen scheint, sondern sich verwandelt, verformt; und ein Universum nach dem anderen löst sich wie Seifenblasen von ihm. Und er kann sie alle durchwandern, durchfliegen, entdecken und erfinden. Das Reale ist der erlösenden Endlosigkeit gewichen. Alles was er jetzt tun muss, ist keine Angst zu haben, diese schöne, neue Welt könnte ihn wieder ausspucken. Denn sie gehört ihm und er ihr, das weiß er jetzt. Keine Angst, sagt er zu sich, diese Welt bist du.




Post scriptum - Die letzten Monate hatte ich, wie hier leider bemerkbar, sehr wenig Zeit. Auch für die nächsten Wochen ist wenig Freiraum in Sicht, da ich beruflich ausgelastet bin und mich auf weitere künstlerische Projekte konzentriere. Das Bloggen lasse ich deshalb erst einmal ruhen. Ich danke meinen lieben Lesern, die immer noch hin und wieder in meiner virtuellen Wüste vorbei schauen - bis bald ...

Montag, 19. Dezember 2011

nightcall



in der Nacht sind wir anders. Wie Superhelden schlüpfen wir nach der Dämmerung in ein Kostüm, das uns unsselbst vergessen lässt. Das Sonnenlicht ist dann nur noch eine blasse Erinnerung. Eine schlecht gezeichnete Skizze, die wir achtlos in die Schuhkartons des Unterbewussten stopfen. Nur die Sterne.. und vielleicht Gott können uns dann sehen. Doch für einander sind wir unsichtbar.

in the night I'm different. Like a superhero I slowly slip into a costum and become another me. Sunlight is then but a pale memory. A badly drawn sketch that I carelessly stuff into an old box of my subconscious. Only the stars.. and maybe god can still see me. To the rest, I'm invisible.








Freitag, 9. Dezember 2011

wie schön, dass du geboren bist


...nach Monaten des Nichtschreibens bin ich gestern 24 geworden 
und denk mir jetzt, dass es Zeit ist, das Nicht gemeinsam mit meinem 23. Lebensjahr hinter mir zu lassen... also:

Wie schön, dass du geboren bist

Das muss gefeiert werden! 
Muss es das? 
Ja...
...weil, wenn nicht, dann heißt das doch, dass du jedem egal bist, oder? Dass keiner den Tag, an dem DU das Licht der Welt erblicktest, deinen ersten Atemzug tatest und mit hochrotem Kopf schreiend in die Arme deiner Mama gelegt wurdest; an dem Tag, an dem du noch überhaupt keine Ahnung hattest, wer dieser Mensch, an dessen Brust du gerade liegst, überhaupt ist, und WAS eigentlich gerade passiert, nämlich, dass DU, ja DU - um den sich von nun an dein du, du selbst und dich drehen wird - auf dem Planet Erde angekommen bist... wenn du dieses unvergesslich vergessene Ereignis nicht ordnungsgemäß zelebrierst, das hieße doch, dass keiner diesen Tag wirklich zu schätzen weiß, nicht einmal mehr du selbst.


Und das geht natürlich nicht, weil du beweisen musst, wie glücklich du mit DEINEM Leben bist und wie viele Menschen genau dieses Glück mit dir teilen. Also lädst du ein, du lädst aus, gehst hin, gehst weg und kippst bis du nicht mehr kannst. Bis du das Gefühl hast, deinen nächsten Ehrentag gar nicht mehr erleben zu können... oder zu wollen. 


Mit dröhnendem Herzen, heftig schlagendem Kopf (oder war es umgekehrt?) und um zehn Jahre gealtert, wachst du am Tag darauf aus einer weiteren Nahtoderfahrung von Festlichkeit auf. Du wachst auf und dankst der Zeit, dass sie vergeht. Deine noch verklebten Augen erspähen etwas auf dem mit Hochprozentigem und Erdnussfilps verklebten Boden. Da liegen ein paar Worte. Worte, die du zwischen Schall, Rausch und krachenden Schwarten achtlos hast fallen lassen:

"An diesem Tag bist du auf eine Welt gekommen, auf der wir uns Jahre später getroffen haben. Für dich auf diesem Planeten möchte ich danke sagen. Danke und: Wie schön, dass du geboren bist"


Montag, 5. September 2011

Oh money, where art thou?
Oder: Der seltsame Fall des Bankauto Mutton.
 
Warnend flackert er mir entgegen. Als wolle er sagen: „Es gibt hier nichts für dich. Ksch, ksch!“ Schweißbäche fließen meine Schläfen hinunter als ich merke: die Geldgebärmaschine hat recht. Dabei ist der Monat gerade einmal ein Dutzend Tage jung. 
Neeiinnn... mein Kontostand ist Benjamin Button! Ihm ist das gelungen, wonach so viele Millionärsgattinnen und Mütter in Midlifecrisis streben – die Verjüngung. Überdies stürzt er rasend schnell dem Punkt seiner Geburt entgegen. Er droht sogar, wieder in der Gebärmutter des Automaten zu verschwinden und es sich als Fötus in den roten Zahlen bequem zu machen.
geldgeburt
  
In meinem Gesicht macht es sich indes eine hohe Anzahl extrem roter Blutkörperchen bequem. Zu allem Überfluss räuspert sich der blonde Lacoste-Lulatsch hinter mir noch lautstark. „Ksch, ksch!“, will er damit sagen. Ich bemerke, wie sich Tommy Hilfiger hier gleich eine ganze Schlange aufmerksam starrender Wartender angeschlossen hat. Was jetzt? So ganz ohne Geldgeburt kann ich den Laden doch nicht verlassen. Mütter gehen schließlich auch nicht aus dem Kreissaal, wenn der Braten noch in der Röhre schmort. Ich hebe fünf Euro ab.
 Mit einem markerschütternden Surren entbinde ich den Schein mit der undefinierbaren Farbe vom Automaten. Möglichst erhobenen Hauptes stolziere ich an Tommy vorbei. Na und? Dafür seh’ ich wenigstens nicht aus, wie Heidi Klums next Kotkreation. So what wenn der ATM bei ihm gebärfreudiger ist...  ICH werde NICHT die Hauptrolle spielen, wenn Klum irgendwann ihre Fotostrecke „Scheißilicious“ veröffentlicht! So.
Vor der monetären Entbindungsstation angekommen, habe ich meinen Neid auf die Klumkacke fast vergessen und mache mich auf in Richtung Heimathafen. Dort gebe ich mein Geld wenigstens nicht gleich wieder zur Adoption frei. Zuhause sinniere ich erst eine Zeit lang über die Farbe dieser armseligen Ausbeute nach. Hmmm babyblau? Giftgrün? Irgend’ne Türkisvariation? Dann nehme ich meinen offensichtlich schwarzen Stift und schreibe die Ausgaben der letzten Tage auf. Das bringt meine Babys zwar auch nicht zurück, aber es beruhigt.
oh Monet - wo bist du?
 Da war der Springbock, den ich unbedingt im afrikanischen Restaurant um die Ecke (Zazou oder zo) probieren musste. Ich wollte schon immer Springbock essen. Dann der spontane Trip nach Wien letztes Wochenende. Mir war langweilig und ich wollte schon immer nach Wien – allein um zu gucken, ob die Schnitzel da besser schmecken. [Randnotiz: a) nein b) ich sollte weniger Fleisch essen, bin schließlich Vegetarierin]. Ach ja und da habe ich mir dann noch ein paar Kleider von Acne zugelegt. Die wollte ich zwar nicht schon immer. Aber mir war es so unbegreiflich, dass ein Modelabel sich nach einer Hautkrankheit benennt, dass ich ein paar Teile davon haben MUSSTE.  Und... okay mir dämmert langsam, warum meine finanzielle Fruchtblase so schnell geplatzt ist.

Ich sehe mich schon Springbockreste vertilgend in meinem Eigenheim aus Kartons sitzen, als meine Mutter anruft. Wie es mir denn ginge. Abgesehen davon, dass ihre Tochter bald als Penner Playstations verscheuern wird... gut. Ich spinne meine Heimatlosen-Gruselgeschichte weiter, während meine Mutter mir irgendwelche verkorksten Storys von Verwandten erzählt, die bald sowieso nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.
another day in paradise
„It’s just another day... for you and me... in pääähääärädais“ Heidi Klums blonde Flutschgeburt wird an mir vorbeilaufen und mich nicht mal eines Blickes würdigen. Ich werde ihm seine Hollister Halbschuhe küssen müssen.  „... Papa hat dir noch Geld überwiesen, Schatz.“ Pappdach und Phil Collins verschwinden wie auf Kommando. Ich sitze wieder auf meinem Fendihocker vor meinem Macbook Air und drücke mein Ohr näher an mein iPhone 4 (das weiße!). „Hallo?“, macht meine Mutter verwundert. Ich höre ihr [jetzt wieder] zu, es habe nur ein Problem mit der Empfängnis... äähh dem Empfang gegeben, beruhige ich sie. 
Die Rettung! Der mütterliche Messias hat mich erlöst. Mein Kontostand ist kein Brad Pitton! Er darf altern wie jeder andere auch. Ich beschließe, die Taufe sofort zu begehen. Diniert wird im Zazou. Ich feiere meine Wiedergeburt in den Kapitalismus mit einem zünftigen Krokodil-Steak. Das wollte ich schon immer mal probieren.    
true story
  @ all pictures from theclassyissue.tumblr.com

Freitag, 26. August 2011

good times in 3:47



dieses Video ist vor einiger Zeit entstanden und fasst mein 09/10 in Düsseldorf zusammen. Ok, Uni- und Arbeitsfotos sind jetzt nicht so unterhaltsam, deshalb habe ich diesen Teil mal weggelassen;-)

I made this vid a while ago. It kinda sums up my 09/10 in Düsseldorf. Aight, college and work pictures aren't quite as entertaining so I left that part out and just went for the real good times:)

Montag, 8. August 2011

One Day – One hell of a book!

 Em and Dex - Dex and Em

I’ll write this post but in English and I'll tell you why straight away: I just finished reading „One Day“ by David Nicholls – in its ORIGINAL version. And if you intend to read this book (which I would highly recommend) PLEASE do not read it in any other language than English. The British accent that the book maintans ever so bloody brilliantly adds it’s very own charm to the whole story and can in no way be replaced by whatever language it might get grinded into.

The 400 pages (and a bit) tell the bittersweet story of Emma Morley and Dexter Mayhew – in a period of almost 20 years. It starts one drunk/ hungover July 15th 1988 when the two fresh graduate students meet for the first time and kind of hook up on the same night. From then on we get thrown into Dex's and Em's lives on that very same date one year after and the year after that... until the July 15th 2007 when... well I'll leave it to you to find that out. Just this: The reader’s allowed a very intimate insight into the lives of two very different people whose paths cross, join up, separate, melt into one… throughout two decades. It’s funny. It’s depressing. It’s exciting. It’s sad. It’s enlightening. It’s unpretentiously wise. It’s just as life itself.

If you’re a man, a girl or a goat – read “One Day”!

David Nicholls - THE author

By the way: NOT knowing about the recent hype this book had already set loose my boyfriend and I stumbled across this literary peace of gold when we looked for a book, we both could read (meaning a book in English since we don’t share the same native language). So we saw this very original cover and some very promising praises of Nick Hornby, Marian Keyes, The Times, The Daily Mirror and the God knows what that had us convinced – this must be a nice book. A nice book it was.

A bit later someone posted the trailer of the soon coming movie these brilliant words are going to be squeezed into on facebook. Needless to say, I did not watch it. Better watch the whole movie later and nag about the fake British accent of that ever so boring Hollywood actress who (who the hell knows why) just haaaad to play the female leading character. Nevermind, watch it, don't watch it, whatever it. But do one thing:

Read One Day.